Nach einer kaufmännischen Grundausbildung startete Freddy Berger seine berufliche Laufbahn bei der damaligen "The Blue Window" / Bluewin AG in Zürich (heute Swisscom), wo er aktiv an der Gestaltung des Unternehmens während des Dotcom-Booms beteiligt war. Es folgte ein Engagement bei SevenOne Media Schweiz, einer Tochtergesellschaft der ProSiebenSat1-Gruppe, wo er als Head of Interactive die Entwicklung des Interactive Geschäfts in der Schweiz verantwortete. Über weitere berufliche Stationen, u.a. im Agenturumfeld, führte ihn sein Weg 2013 zur MCH Group in Basel, wo er als Head Digital Business Projects auf Gruppenebene die digitale Transformation von Messen wie Baselworld, Artbasel und Swissbau aktiv mitgestaltete.
Seit Oktober 2019 verantwortet er als Head of Digital Museum beim FIFA Museum die digitale Transformation im Rahmen der geplanten "Digital Ecosystem Strategy", die u.a. darauf abzielt, die Internationalisierung und Skalierung des Museums durch die Digitalisierung voranzutreiben. In diesem Rahmen absolvierte er den CAS Sportmanagement im Jahr 2022.
Als Teil der Transformation liegt ein strategischer Fokus auf der Erkundung und Umsetzung von Virtual Reality (VR) im Museumsumfeld. Freddy Berger leitet die Untersuchung, wie VR genutzt werden kann, um Museums-Erlebnisse im virtuellen Raum anzubieten und wie z.B. Besucher im virtuellen Raum mit virtuellen Objekten interagieren können. Dies umfasst die Entwicklung von innovativen Ansätzen, um die Grenzen zwischen der physischen und der digitalen Welt zu überbrücken und den Besuchern ein einzigartiges, immersives Erlebnis zu bieten. Eine wegweisende Multiplayer-VR-Experience steht als erstes Ergebnis dieser Anstrengungen im Museum seit Anfang Juli als kommerzielles Angebot bereit und wird ab Oktober in den VR-Appstores auch global zugänglich sein.
Neben seiner beruflichen Tätigkeit engagiert sich Freddy Berger u.a. ehrenamtlich im Vorstand des FC Trimbach, wo er die Verantwortung für Marketing und Sponsoring trägt. Mit vier Kindern bleibt ihm aktuell wenig Zeit für Hobbies; dennoch ist Reisen eine seiner Leidenschaften, die er gerne mit seiner Familie teilt.
Frage 1: Seit 2019 leitest du als Head of Digital Museum die digitale Transformation des FIFA Museums. Kannst du uns mehr über deine aktuelle Rolle sowie die "Digital Ecosystem Strategy" erzählen?
Die Digitale Ökosystemstrategie hat das Ziel, das Museum in eine zukunftsorientierte, digitale Einrichtung zu verwandeln und die FIFA‑Mission — Fussball weltweit zugänglich machen — digital zu skalieren. Kernbereiche sind VR‑Erlebnisse, Membership‑Modelle und eine cloudbasierte IT‑Architektur. Ziel ist, Attraktivität, Reichweite und zusätzliche Einnahmequellen zu schaffen sowie Inhalte digital zu erweitern.
Frage 2: Dein Fokus liegt auf der Integration von Virtual Reality (VR) im Museumsbereich. Welche Potenziale siehst du in VR, um Besuchern ein immersives Erlebnis zu bieten und die Grenzen zwischen physischer und digitaler Welt zu überwinden?
VR ermöglicht immersives Storytelling, interaktive Rekonstruktionen historischer Szenen und neue Formen der Besucher‑Interaktion. Es erweitert Inhalte ohne physischen Platzbedarf und schafft globale Zugänglichkeit. Ein konkretes Ergebnis ist eine Multiplayer‑VR‑Experience zur WM 1930, die Besucher als Journalisten in die historische Welt eintauchen lässt.
Frage 3: Neben deiner beruflichen Tätigkeit engagierst du dich ehrenamtlich im Vorstand des FC Trimbach. Wie beeinflusst deine Expertise in Marketing und Sponsoring diese ehrenamtliche Arbeit?
Ich unterstütze bei Sponsoring‑ und Marketingkonzepten, die helfen, den Vereinsbetrieb trotz begrenzter Budgets aufrechtzuerhalten. Vereine wie FC Trimbach sind sozial zentral für Integration und Nachwuchsförderung — mit gezielten Sponsoring‑Ansätzen können wir ihre Wirkung und finanzielle Basis stärken.
Frage 4: Du hast in verschiedenen Unternehmen und Branchen gearbeitet. Wie haben diese Stationen deine Perspektive auf digitale Transformationen geformt?
Die digitale Transformation ist kein rein technisches Projekt — sie erfordert kulturelle Veränderungen und Commitment der Führung. Meine Erfahrungen zeigen: Technologie ergibt nur dann Mehrwert, wenn Organisation, Prozesse und People‑Skills mitwachsen. Remote‑Projekte in Medien, Events und Museen haben mir diese ganzheitliche Sicht vermittelt.
Frage 5: Du kombinierst Digitales und Sportmanagement. Welche Möglichkeiten siehst du für die Sportbranche durch digitale Innovationen?
Große Chancen sehe ich in personalisiertem Fan‑Engagement, datengetriebenen Produkten, Streaming/FAST‑Modellen, KI‑basierten Analysen (Leistung, Gesundheit) sowie in AR/VR‑Erlebnissen. Digitalisierung eröffnet neue Monetarisierungsmodelle, erweitert Reichweite und schafft datenbasierte Entscheidungsgrundlagen.
Frage 6: Welche Synergien gibt es zwischen deiner Arbeit im digitalen Museumsumfeld und Inhalten aus dem CAS Sportmanagement? Konntest du konkrete Konzepte übernehmen?
Ja. Der CAS hat mir insbesondere in Teamführung und Verhandlungstaktik neue Perspektiven gegeben. Inhalte zu Digitalisierung und Business Modelling liessen sich direkt auf Museum‑Use‑Cases anwenden — z. B. Produktvalidierung, Monetarisierungslogiken und Partnerverhandlungen.
Frage 7: Konntest du Wissen und Netzwerk aus dem CAS in deine aktuelle Rolle einfliessen lassen?
Definitiv — das Netzwerk war sehr wertvoll. Der Austausch mit Kommiliton:innen und Dozierenden liefert praxisnahe Inputs und Kooperationsmöglichkeiten, etwa bei Partnerschaften und bei der Evaluierung digitaler Produkte.
Frage 8: Blick in die Zukunft: Welche Entwicklungen erwartest du in der digitalen Transformation von Museen und im Sportmanagement?
AR/VR‑Erlebnisse werden reifer und alltagsnäher, KI wird personalisierte Experiences und Analysen ermöglichen, Blockchain kann Authentizität und Transaktionen sichern. Streaming‑Modelle transformieren Medienrechte, und datengetriebene Fan‑Produkte werden wachsen. Wichtig bleibt: Geschäftsmodelle müssen nachhaltig und nutzerzentriert sein.
Frage 9: Wie motivierst du dich, offen für neue Technologien zu bleiben? Woher holst du Inspiration?
Ich lese viel, nutze Newsletter und KI‑Tools, um Informationsflut zu filtern. Inspirierend sind meine Kinder, die mich mit neuen Ideen konfrontieren, sowie der Austausch mit Kolleg:innen. Praxisprojekte und Experimentieren (z. B. Beta‑VR‑Releases) halten den Wissensstand aktuell.
Frage 10: Zum Abschluss: Welche Pläne und Ziele hast du für die Zukunft — beruflich und persönlich?
Beruflich fokussiere ich auf sinnvolle, wirkungsorientierte digitale Produkte (z. B. VR, Memberships) mit positivem Impact. Persönlich hat mich eine schwere Operation gelehrt, das Hier und Jetzt zu schätzen — Balance, Familie und Gesundheit sind seither zentrale Leitplanken. Beruflich will ich weiterhin positive, skalierbare Erlebnisse schaffen und die sport‑kulturelle Wirkung meines Tuns maximieren.
Freddy Berger
