Die im Kanton Wallis geborene Skirennfahrerin begann im Alter von 15 Jahren FIS-Rennen zu bestreiten. Bei der Junioren-WM 2000 gewann sie die Abfahrts-Goldmedaille und die Silbermedaille in der Kombination. Diese Ergebnisse ermöglichten Aufdenblatten am 11. März 2000 den ersten Einsatz im Weltcup. Bei der Junioren-WM 2001 folgte der Gewinn zweier weiterer Medaillen, Gold im Riesenslalom und Silber in der Kombination. Im selben Jahr schloss sie die Sportmittelschule in Engelberg mit der Matura ab. Wiederum am 11. März ein Jahr später fuhr Aufdenblatten im Riesenslalom von Åre auf den 20. Platz und holte damit ihre ersten Weltcuppunkte. Im Weltcup fuhr sie über 30 Mal unter die besten zehn. Am 20. Dezember 2009 konnte Aufdenblatten das einzige Weltcuprennen ihrer Karriere gewinnen, einen Super-G in Val-d’Isère.
Im Jahr 2014, wenige Tage nach dem Erreichen eines Diplomrangs im Super-G an den Olympischen Winterspielen, gab Fränzi Aufdenblatten ihren Rücktritt bekannt. Ihr letztes Weltcuprennen, die Abfahrt am Saisonfinale auf der Lenzerheide, beendete sie als Dritte auf einem Podestplatz. Ein Jahr später nahm sie dann an der ersten Durchführung der Sportmanagement-Weiterbildung teil und machte sich danach im Sportbereich selbstständig. Seit 2016 ist sie nun in verschiedenen Funktionen beim führenden Schweizer Telekommunikationsunternehmen Swisscom tätig.
Frage 1: Fränzi, du bist eine der fünf Frauen, die sich zur Pionierklasse des CAS Sportmanagement‑Lehrgangs zählen durften. Welche Erinnerungen verbindest du mit der Weiterbildung?
Ich denke sehr gerne an diese Zeit zurück. Nach 14 Jahren im Spitzensport war ich richtig wissbegierig und extrem gespannt darauf, wie ein solcher Lehrgang aussehen würde. Neben den hervorragenden Dozenten erinnere ich mich sehr gerne an den Austausch mit den Teilnehmenden — ein unglaublich spannender Mix aus ehemaligen Spitzensportler:innen, einem Bundesliga‑Trainer, Banker:innen, Unternehmerinnen und sogar einer Software‑entwicklerin.
Frage 2: Nach der Karriere hast du dich mit einem Start‑up‑Unternehmen im Schneesport‑Bereich selbstständig gemacht. Wie kam es dazu?
Unser Start‑up hiess damals Snowcompanion und entstand aus der Masterarbeit meines Bruders sowie meiner Überzeugung, dass die Wahl des passenden Skis für alle Könnerstufen mehr Freude und Sicherheit bringen würde. Die Idee war gut, aber das Skalierungspotenzial war zu klein. Wir begruben die Idee und entwickelten daraus «The Ginius Way», ein Produkt, das Menschen mit wenig Zeit hilft, Alltagsaufgaben zu managen. Start‑up‑Erfahrungen sind pragmatisch: Im schlimmsten Fall verliert man Geld, aber man sammelt extrem wertvolle Erfahrungen.
Frage 3: Gibt es Kompetenzen, welche du im Rahmen deiner Sportkarriere erlernt hast, die du bei deinen ersten Schritten in der Berufswelt besonders gut nutzen konntest?
Ja — Veränderungsbereitschaft und Anpassungsfähigkeit besonders. Im Sport gab es ständig neue Technologien, Trainer, Philosophien und Materialentwicklungen. Diese Gewöhnung an Wandel hilft mir heute, neue Inputs anzunehmen und Veränderungen aktiv zu gestalten.
Frage 4: Was würdest du vor dem Hintergrund deiner Erfahrungen aktiven Sportlern im Hinblick auf ihre Karriere nach der Karriere mit auf den Weg geben?
Nutzt die Zeit, in der ihr eine Bühne habt, um euch auch als Person neben dem Sport zu zeigen. Zeigt, wofür ihr steht. Social Media kann zwar Anfeindungen bringen, aber auch helfen, wer ihr seid. Frühzeitig Profile zu entwickeln und authentisch aufzutreten, erleichtert den Übergang nach der aktiven Karriere.
Frage 5: Du bist nun seit fast sieben Jahren bei der Swisscom. Wie bist du zu deiner heutigen Aufgabe gekommen?
Nach dem CAS und den Weltmeisterschaften in St. Moritz ergab sich durch meine Kontakte die Gelegenheit, bei Swisscom im Team Sponsoring & Events mitzuhelfen. Dort erhielt ich früh Verantwortung. Später absolvierte ich ein Praktikum in der Unternehmenskommunikation und traf den Chef der Abteilung «Netzausbau», der mir ein Projekt anbot — seitdem bin ich in diesem Bereich in verschiedenen Rollen tätig.
Frage 6: Wusstest du schon während deiner aktiven Karriere, in welchem Berufsfeld du arbeiten willst?
Nein — ich fand es schwierig, eine klare Richtung zu wählen. Nach 15 Jahren Spitzensport öffnen sich viele Möglichkeiten; das machte die Entscheidung nicht leichter. Ich bin offen für vieles und noch nicht sicher, ob das heute mein endgültiger Weg ist — vielleicht wird sich das in Zukunft klären.
Frage 7: Du arbeitest nicht direkt in der Sportbranche. Welche Erkenntnisse der Weiterbildung kannst du trotzdem gut im beruflichen Alltag bei der Swisscom anwenden?
Vor allem Erkenntnisse aus Führung, Change Management und Verhandlungstaktik lassen sich gut anwenden. Diese Themen sind im Unternehmensalltag zentral — sei es beim Führen von Teams, dem Managen von Veränderungen oder bei Gesprächen mit Stakeholdern.
Frage 8: Kommt für dich in naher Zukunft auch ein hauptberufliches Engagement im Sportbereich infrage?
Möglich — es müsste ein Herzensprojekt sein. Momentan geniesse ich die neuen Inputs und Erfahrungen ausserhalb des Sports. Sollte ein Projekt kommen, das mich wirklich begeistert, wäre ich offen, zurückzukehren.
Vielen Dank für das interessante Gespräch, Fränzi!
Fränzi Aufdenblatten
