2025-07 Tim Pfeifer
- Name des Alumni: Tim Pfeifer
- Monat: Alumni des Monats Juli 2025
- Position/Job: Senior Content Manager, FIFA
- Statement: Essenziell war für mich der Austausch mit den anderen Kursteilnehmern, um voneinander lernen zu können und für neue Entwicklungen gewappnet zu sein.
- Profilbild Alumni:
- Kurzvorstellung Alumni:
Nach dem Abitur und dem absolvierten Wehrdienst begann Tim ein Jura-Studium an der Universität zu Köln – doch bereits damals war für ihn klar, dass seine berufliche Zukunft im Bereich Medien und Sport liegen sollte. Schon als Kind verschlang er täglich die Sportseiten aller Tageszeitungen, sammelte Panini-Alben und verfolgte mit Begeisterung jedes grosse Sportereignis wie Fussball-Weltmeisterschaften oder Olympische Spiele im Fernsehen.
Während des Studiums arbeitete er in einer Rechtsanwaltskanzlei, eine Erfahrung, die ihn endgültig dazu bewog, der Juristerei den Rücken zu kehren und eine Laufbahn im Sport- und Medienbereich einzuschlagen. Nach einem Praktikum in der Sportredaktion des SPIEGEL im Jahr 2001 absolvierte Tim ein Volontariat bei Sportal und mmc sport in München und betreute anschliessend als Redakteur verschiedene Projekte und Kunden in unterschiedlichen Sportarten und Formaten.
2005 sammelte er erste Erfahrungen auf der globalen Fussballbühne, zunächst beim Confederations Cup und ein Jahr später bei der Fussball-Weltmeisterschaft in Deutschland für die FIFA. 2007 folgte dann der „fixe Transfer“ zum Weltfussballverband nach Zürich. Seither ist er dort in verschiedenen Funktionen tätig, unter anderem in den Bereichen Kommunikation, Marketing sowie Digital Transformation & Innovation.
Als Senior Content Manager verantwortet Tim die Erstellung, Publikation und Distribution von Corporate Content auf sämtlichen digitalen Plattformen der FIFA (Website, Instagram, X, Facebook, LinkedIn, WhatsApp, Threads). Er leitet ein globales Netzwerk von Redakteuren und Agenturen, das eine 24/7-Berichterstattung in fünf Sprachen sicherstellt. In dieser Rolle hatte er bereits das Privileg, bei zahlreichen Turnieren und Events auf allen Kontinenten im Einsatz zu sein, darunter fünf Fussball-Weltmeisterschaften und dabei unvergessliche Erfahrungen zu sammeln.
Auch sportlich war Tim seit frühester Kindheit aktiv: Er probierte sich in zahlreichen Disziplinen – von Tennis und Fussball über Basketball bis hin zu Baseball und Eishockey. Im Fussball reichte es immerhin zum Balljungen bei Bundesligaspielen des 1. FC Köln, deutlich weiter brachte er es jedoch im Hockey. Nach dem Gewinn der deutschen A-Jugendmeisterschaft schaffte er den Sprung ins Bundesligateam, das er später sogar als Kapitän anführte. Beim Hallenhockey-Europacup und einem Vier-Nationen-Turnier mit der Bundeswehrnationalmannschaft absolvierte er auch einige internationale Einsätze.
- Interview:
- Frage:
Frage 1: Lieber Tim, dein Weg führte vom Jurastudium über ein Praktikum beim SPIEGEL bis zur FIFA – wann war dir klar, dass deine Zukunft im Sport- und Medienbereich liegt?, Antwort:
Eigentlich schon zu Schulzeiten. Ich habe bereits früh gemerkt, dass ich eine riesige Begeisterung und Leidenschaft für Sport und Medien in mir trage. Als ich dann während des Jurastudiums festgestellt habe, dass es mir deutlich leichter fällt, die Startelf der deutschen Nationalmannschaft im WM-Halbfinale 1982 aus dem Gedächtnis aufzulisten als Paragraphen und Rechtsnormen, war für mich endgültig klar, dass ich mich entsprechend umorientiere. Rückblickend betrachtet, war dies auch die goldrichtige Entscheidung. Man hört immer wieder die Redewendung «Wähle einen Beruf, den Du liebst, und Du brauchst keinen Tag in Deinem Leben mehr zu arbeiten». Das kann ich in dieser Hinsicht unterschreiben.
- Frage:
Frage 2: Seit 2007 bist du bei der FIFA tätig und hast fünf Weltmeisterschaften begleitet. Gibt es einen Moment, der dich dabei besonders bewegt oder geprägt hat?, Antwort:
Da könnte ich jetzt mehrere Seiten füllen. Das «Sommermärchen» 2006 in Deutschland, die erste Weltmeisterschaft in Afrika 2010 oder der legendäre 7:1-Halbfinalsieg der deutschen Nationalmannschaft 2014 in Brasilien sind alle auf ihre Art und Weise und aus unterschiedlichen Gründen nachhaltig bei mir in Erinnerung geblieben. Aber am meisten bewegt und geprägt haben mich vielmehr die Turniere und Veranstaltungen fernab des Rampenlichts. Wenn man durch die Kraft und Magie des Fussballs das Leben anderer Menschen positiv verändern und Kindern ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann, dann ist das für mich jedes Mal wieder ein emotionales Erlebnis, an das ich gerne zurückdenke. Am prägendsten war für mich die FIFA U-20-Frauenweltmeisterschaft 2016 in Papua-Neuguinea. Eine Nation, die mit vielen Problemen zu kämpfen hat, war für drei Wochen ein unglaublich stolzer und herzlicher Gastgeber. Man konnte förmlich spüren, wie die Bevölkerung, die aus allen entlegenen Teilen des zerklüfteten Landes anreiste, um die WM-Spiele live im Stadion mitzuerleben, ihre Alltagssorgen hinter sich lassen konnte. Abseits des Spielfelds konnte die FIFA durch zahlreiche Aktionen ein dauerhaftes Vermächtnis über das Turnier hinaus hinterlassen, u.a. durch eine Kampagne zur Beendigung von geschlechtsbasierter Gewalt, Breitenfussballfestivals für junge Mädchen, ein Schulungs- und Arbeitsprogramm zur Verbesserung der beruflichen Vermittelbarkeit, einen Workshop für junge Sportjournalistinnen sowie Gesundheitsinitiativen und die Finanzierung von Infrastruktur und Ausstattung für die medizinische Versorgung des Landes. Die ehemalige englische Nationalspielerin Alex Scott hielt als FIFA-Botschafterin Vorträge in Schulen, um Mädchen zu inspirieren und sich für die Stärkung von Frauen und die Förderung der Gesellschaft einzusetzen. Es war ein unglaublich inspirierendes Erlebnis, die Kraft des Fussballs sicht- und spürbar zu nutzen, um Menschen zu verbinden und positive Veränderungen zu bewirken.
, Bild: - Frage:
Frage 3: Als Senior Content Manager koordinierst du ein internationales Redaktionsteam, das in fünf Sprachen rund um die Uhr publiziert. Wie schafft ihr es, dabei eine konsistente Tonalität zu wahren und gleichzeitig Raum für lokale Geschichten zu lassen?, Antwort:
Seriosität und Glaubwürdigkeit sind für uns als Weltfussballverband enorm wichtige Faktoren. Content rund um ein Treffen des FIFA-Präsidenten mit dem U.S.-Präsidenten oder die Bekanntgabe von kommerziellen Partnerschaften folgt natürlich einer ganz anderen Tonalität als beispielsweise Spielberichte oder Interviews mit Spielern und Trainern. Gleichzeitig bieten sich dennoch immer genügend Gelegenheiten, Geschichten auf etwas informellere Art zu erzählen und dabei kraftvolle Botschaften zu vermitteln – vor allem bei «human-interest stories». So haben beispielsweise einige der Volunteers bei FIFA-Turnieren immer wieder eine unglaublich spannende, durch den Fussball geprägte Lebensgeschichte zu erzählen.
- Frage:
Frage 4: Der digitale Wandel hat das Storytelling im Sport grundlegend verändert. Welche Entwicklung der letzten Jahre findest du besonders spannend? , Antwort:
Das veränderte Interesse und Konsumverhalten, vor allem von jungen Sportfans, hat einen grossen Einfluss auf das Storytelling gehabt. Für viele Jugendliche steht mittlerweile nicht der Sport, sondern vielmehr der Athlet im Vordergrund. Menschliche Geschichten aus unterschiedlichen Perspektiven und Blicke hinter die Kulissen sind für viele spannender als das eigentliche Sportevent. «Sunderland ‘til I die» war so etwas wie der Startschuss für diesen Trend, den «Drive to Survive» dann nochmal auf die Spitze getrieben hat. Viele Vereine und Organisationen haben sich dieser Entwicklung schnell angepasst und erstellen immer mehr «authentischen» Content, um durch diese exklusiven Einblicke eine engere, emotionalere Beziehung zu Fans und Sponsoren aufzubauen. Der Einsatz von künstlicher Intelligenz ist auch ein enorm spannendes Thema. In welchem Rahmen können beispielsweise Tools wie ChatGPT uns beim Storytelling unterstützen? Und kann künstliche Intelligenz bald sogar ein eigenständiges, kreatives Storytelling liefern? In diesem Bereich wird es in naher Zukunft sicherlich weitere Quantensprünge geben, die wir uns momentan nicht mal im Entferntesten vorstellen können.
- Frage:
Frage 5: Was macht für dich gutes Storytelling im Sport aus und woran erkennst du einen starken Content?, Antwort:
Die Zutaten für eine gute Story sind für mich nach wie vor die gleichen, mit denen uns Geschichtenerzähler schon im Kindesalter begeistern konnten: es braucht einen Protagonisten, einen Konflikt mit Irrungen und Wendungen und zu guter Letzt nach Möglichkeit ein Happy End - oder auch ein tragisches Ende. Grundsätzlich sollten Geschichten Emotionen auslösen, inspirieren und motivieren, ohne dabei zu langweilen. Das gilt im Sport umso mehr: starke Charaktere, Drama, Spannung und Liebe zum Detail machen für mich eine gut erzählte Geschichte, mit der ich mich identifizieren kann, aus. «The Last Dance» war für mich in dieser Hinsicht ein Meisterwerk und ein Meilenstein in Sachen Content. Auch «Quarterback» hat mich gefesselt. Ich habe eine Studie gelesen, nach der Geschichten, die eine emotionale Verbindung schaffen, im Gedächtnis am gleichen Ort abgespeichert werden wie eine Erinnerung an ein real erlebtes Ereignis. Emotionalität macht daher für mich starken Content aus, der Aufmerksamkeit, Identifikation und Glaubwürdigkeit herstellt. Der Zuhörer (User) soll sich im Idealfall in die Geschichte hineinversetzen können und sich langfristig an sie erinnern.
- Frage:
Frage 6: Wie gehst du mit Tagen um, an denen du kreativ nicht in den Flow kommst, gerade wenn wichtige Inhalte auf dich warten?, Antwort:
In diesen Momenten hilft es mir immer, ganz bewusst für ein paar Minuten komplett abzuschalten und sich mit etwas völlig anderem zu beschäftigen. Ein Kaffee samt Smalltalk mit Kollegen über private Themen, ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft oder fünf Minuten Musik sorgen meistens dafür, dass ich die anstehenden Aufgaben kurzzeitig ausblenden kann, ehe ich mich ihnen wieder mit neuer Energie, Konzentration und Freude widme. Sport zu treiben ist auch oft ein effektives Mittel für mich, um auf andere Gedanken zu kommen und der Kreativität anschliessend wieder freien Lauf zu lassen.
- Frage:
Frage 7: Von der Tageszeitung bis zu TikTok: Welches Medium nutzt du privat am liebsten, um dich über Sport zu informieren und warum?, Antwort:
Ich benutze privat wie beruflich vor allem Twitter/X, da ich dort Informationen in Echtzeit erhalte. Für gewisse Themen nutze ich auf der Plattform entsprechende Listen, die es mir ermöglichen, genau die Inhalte zu finden, die für mich relevant und bei der Planung und Erstellung von Content hilfreich sind. In meiner Freizeit informiere ich mich zudem gerne über Anbieter wie Sport1, da dort ein breites Spektrum an Sportarten abgedeckt wird. Und natürlich gibt es nach wie vor nichts Schöneres, als ein spannendes Sportevent live im TV zu verfolgen – am besten zusammen mit Freunden.
- Frage:
Frage 8: Du warst viele Jahre selbst im Hockey aktiv, bis hin zur Bundesliga und internationalen Einsätzen mit der Bundeswehrnationalmannschaft. Inwiefern haben dich diese Erfahrungen im Umgang mit Druck, Teamführung und Resilienz geprägt?, Antwort:
Ich denke, dass sich ehemalige Sportler durch einige in ihrer Karriere angeeignete Fähigkeiten auszeichnen, die ihnen auch in ihrer beruflichen Karriere helfen. Mich hat der Sport vor allem in Sachen Disziplin, Ehrgeiz und Leistungsbereitschaft geprägt. Dazu kommt optimiertes Zeitmanagement. Diese Eigenschaften helfen enorm, mit Druck umzugehen und Widerständen zu trotzen. Aber der mit Abstand wichtigste Faktor für mich ist und bleibt der Teamgedanke: gemeinsame Ziele verfolgen, an einem Strang ziehen und jeden einbinden. Gemeinsam sind wir stark! Dieses Credo sollte über allem stehen. In Sachen Teamführung sehe ich grosse Parallelen zwischen Sport und Beruf. In beiden Bereichen braucht es einen möglichst empathischen «Coach», der die einzelnen «Spieler» ihren Stärken entsprechend einsetzt, sie fordert und fördert und damit die Voraussetzungen für gute Leistungen schafft. Danach gilt es dann, «das Spiel zu lesen», also sich verändernde Situationen jeweils einzuschätzen und entsprechend zu reagieren.
- Frage:
Frage 9: Du hast letztes Jahr unseren CAS Sportmanagement abgeschlossen. Was war dein wichtigstes persönliches Learning?, Antwort:
Der Kurs war eine überragende und unglaublich prägende Erfahrung. Die vielleicht wichtigste Erkenntnis, die ich dabei gewonnen habe, ist die Tatsache, dass das Leben ein kontinuierlicher Lernprozess ist. Man muss immer offen bleiben, sich auf Neues einzulassen und sich neues Wissen anzueignen. Wer selbstgefällig wird und sich nicht ständig weiterbildet, läuft Gefahr, den Anschluss zu verlieren. Essenziell war für mich dabei der Austausch mit den anderen Kursteilnehmern, um voneinander lernen zu können und für neue Entwicklungen gewappnet zu sein.
- Frage:
Frage 10: Zum Abschluss: Wenn du einen Tag lang mit einer Sportlegende die Rollen tauschen könntest – wer wäre es und warum?, Antwort:
Cristiano Ronaldo ist für mich ein Phänomen. Er ist mittlerweile 40 Jahre alt, braucht niemandem mehr etwas zu beweisen, hat in seiner Karriere fast alles erreicht, zahllose Rekorde gebrochen und ist einer der reichsten Sportler aller Zeiten. Und trotzdem trainiert er immer noch jeden Tag wie ein Besessener und ordnet der Fortsetzung seiner Karriere alles unter. Ich fände es extrem spannend herauszufinden, was genau ihn antreibt. Woher schöpft er all die Disziplin und Motivation, um nach wie vor tagtäglich hart an sich zu arbeiten?
Vielen Dank für das spannende Interview, lieber Tim!
- Frage:
Frage 1: Lieber Tim, dein Weg führte vom Jurastudium über ein Praktikum beim SPIEGEL bis zur FIFA – wann war dir klar, dass deine Zukunft im Sport- und Medienbereich liegt?, Antwort: